Unternehmenskultur: Warum sich Bewerber:innen danach erkundigen sollten.

„Was zeichnete Ihren besten Chef / Ihre beste Chefin aus, den oder die Sie je hatten?“ „Wie wichtig ist Ihnen Feedback und wie oft möchten Sie Feedback erhalten?“ “Was bedeutet für Sie Teamarbeit?“ Diese und ähnliche Fragen haben euch der Personalverantwortlliche beim Bewerbungsgespräch sicherlich auch schon mal gestellt. Durch eure Antworten möchte die Gegenseite ein Gefühl dafür bekommen, ob ihr zur Unternehmenskultur passt (Cultural Fit). Warum der Cultural Fit für Bewerber:innen immer wichtiger wird und warum das Thema Unternehmenskultur auf die Frageliste eines Bewerbenden gehört, verraten euch die Personalexpert:innen der JobStairs Partnerunternehmen.

Was ist der Cultural Fit?

Der Begriff Cultural Fit beschreibt die Übereinstimmung zwischen Bewerber:innen und Arbeitgebenden in Bezug auf Handlungsweisen und Wertevorstellungen. Basis des Cultural Fit ist die Unternehmenskultur. Die Unternehmenskultur wiederrum ist die Gesamtheit von Wertevorstellungen, die das Verhalten der Belegschaft aller Stufen und somit das innere Erscheinungsbild eines Unternehmens prägen.

Ein klassisches Beispiel für einen Bereich der Unternehmenskultur ist die Personalpolitik eines Unternehmens. Die Hire-and-Fire-Kultur in den USA ist in vielen Unternehmen ganz normal und zudem gesellschaftlich akzeptiert. Denn ebenso schnell wie einem gekündigt wird, kann man auch einen neuen Job finden. In Deutschland dagegen wird ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitenden – aber auch den Bewerbenden – mit einer positiven Unternehmenskultur verbunden.

Warum sollten Bewerber:innen sich nach der Unternehmenskultur erkundigen?

Genauso, wie Unternehmen ein vitales Interesse daran haben, dass potenzielle neue Mitarbeiter:innen kulturell passen, müssen auch Kandidat:innen prüfen, ob seine/ihre Wertevorstellungen mit denen des Unternehmens vereinbar sind. Aus diesem Grund haben Unternehmensvertreter:innen auch keine Probleme damit, Fragen zur Unternehmenskultur zu beantworten. Ganz im Gegenteil: Fragt der Bewerbende gezielt nach Werten und Handlungsmaximen des Unternehmens, zeigt dieser damit, dass er oder sie an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert ist.

Praxis-Tipp: In jedem Bewerbungsgespräch kommt gegen Ende die Frage: „Welche Fragen haben Sie noch an uns oder zu der Stelle?“ Viele Bewerber:innen machen den Fehler hier nichts zu fragen. Sehr leicht entsteht der Eindruck, der Bewerbende hat sich mit dem Unternehmen im Vorfeld nicht beschäftigt. „Die Fragen nach der Unternehmenskultur lassen sich an diesem Punkt des Gesprächs optimal platzieren“, weiß Experte Prof. Dr. Wolfgang Jäger, Dozent an der Hochschule RheinMain und langjähriger Sprecher von JobStairs.

Hier ein paar Beispiele, was Sie fragen können:

  • Leben Sie im Unternehmen eine Siez- oder Duz-Kultur (Umgang mit Kollegen, Kommunikationsstil)?

  • Gibt es ein Onboarding-Programm (Personalpolitik)?

  • Welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten gibt mir Ihr Unternehmen (Hierarchien)?

  • Welche Fehlerkultur ist in Ihrem Unternehmen etabliert (Führungsstil)?

  • Werden in Ihrem Unternehmen (nur) die Mitarbeiter:innen von den Chefs beurteilt oder auch die Führungskräfte durch die Mitarbeitenden? (Beurteilungssysteme)

  • Wo sieht sich das Unternehmen in fünf Jahren und welche Entwicklungschancen sehen Sie für mich (Langfristige Mission/Vision des Unternehmens)?

Welche Grenzen sollten Sie nicht überschreiten?

Es gilt, wie in anderen Gesprächssituationen auch, den Rahmen der Konventionen nicht zu sprengen. Ein Bewerbungsgespräch ist schließlich für beide Seiten kein Verhör vor der Inquisition. So sollten aktuelle politische, religiöse und gesellschaftliche Ansichten kein Thema sein, da sie mit dem Thema Unternehmenskultur nichts zu tun haben.

Fazit

Studien zeigen, dass Geld zwar immer noch ein gewisser Motivator bei der Berufswahl ist, jedoch bei weitem nicht alleine dafür ausschlaggebend für die Unterschrift unter einen neuen Arbeitsvertrag. Jüngeren Generationen ist „Purpose instead of Paycheck“ zunehmend wichtiger. Die Kultur ist also ein wertvolles Asset für Unternehmen und ein sehr wichtiger Faktor für Kandidat:innen. Daher sollten Bewerber:innen Unternehmen ruhig auf den Zahn fühlen, welche Kultur im Unternehmen gelebt wird. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Top Unternehmen wissen auch in Sachen Unternehmenskultur zu überzeugen.