Sprachassistenten: Mit KI ganz einfach zum Traumjob?

Künstliche Intelligenz in Sprachassistenten: „Computer! Earl Grey, heiß“. Star Trek Fans kennen die Anweisung von Captain Jean-Luc Picard, an den Bordcomputer der USS Enterprise. Was damals noch Science Fiction war, ist heute Alltag. Auch in der Jobsuche haben Sprachassistenten bereits Einzug gehalten. „Damit wird der Weg zum neuen Traumjob für viele Suchende noch einfacher; wenn man einige wichtige Punkte beachtet“, weiß Ingolf Teetz, CEO des JobStairs-Betreibers milch & zucker AG. Wir haben einmal nachgefragt, worauf bei der Nutzung von Sprachassistenten zu achten ist.

JobStairs Science Interview: Sprachassistenten

JobStairs: Sprachassistenten haben mittlerweile auch in die Jobportale Einzug gehalten. Was müssen Jobsuchende beachten, wenn sie Alexa, Siri, Google, Cortana, Bixby & Co. für die Suche nach dem Traumjob nutzen möchten?

Ingolf Teetz: Zunächst einmal muss man verstehen, wie Sprachassistenten arbeiten. Technisch handelt es sich um eine Volltextsuche. Die Spracheingabe ersetzt erst einmal nur die Eingabe durch eine Tastatur. Daraufhin durchsucht der Assistent die in der Datenbank des Jobportals hinterlegten Stellenanzeigen nach den Suchworten. Standardisierte Stellenanzeigen sind daher notwendig. Hinzu kommt, dass sie stets gepflegt werden müssen und mit den passenden Keywords vertaggt sind. Bewerbende müssen also genau wissen, nach welchen Keywords sie suchen müssen.

JobStairs: Welche Schlüsselwörter sollten User:innen kennen, um den Sprachassistenten so genau wie möglich mit den relevanten Suchbegriffen zu versorgen?

Ingolf Teetz: Bewerbende müssen beim Einsatz von Sprachassistenten zweierlei berücksichtigen:

  • Sie müssen die Befehle des eingesetzten Sprachinterfaces kennen. Die gängigen Geräte, wie Siri, Alexa oder Google Assistant, verfügen über eine Vielzahl von internen und externen Anwendungen (Skills), die alle über eigene Sprachbefehle verfügen. Das Vokabular muss erlernt sein. Aber genauso, wie Bewerbende neue Vokabeln lernen müssen, lernen auch Assistenten ständig neue Parameter für die Jobsuche. Bewerbende können bestätigen, ob bei den Suchergebnissen die korrekten Parameter berücksichtigt wurden. Dieser kontinuierliche Input verbessert also aktiv das System – also klassisches Machine Learning.

  • Die Suchmethode muss richtig angewendet werden. Viele Nutzer:innen sind unsicher, nach welchen Schlüsselbegriffen sie suchen sollen. Ich empfehle vor allem nach zwei Kriterien zu suchen: Die Berufsbezeichnung und den Ort, an dem man arbeiten möchte. Auf JobStairs kann man dies ausprobieren und optional noch einen Umkreis um den Ort angeben, um eine breitere Ergebnisliste angezeigt zu bekommen.

JobStairs: Die Nutzung von Sprachassistenten erscheint ein wenig wie eine Einbahnstraße. Wie dialogfähig muss ein Sprachassistent in der Praxis sein, damit die potenziellen Bewerber auf kürzestem Weg zu den Jobs ihrer Wahl gelangen?

Ingolf Teetz: In der Tat sind Sprachassistenten aktuell immer noch nur bedingt dialogfähig. Allerdings schreitet die Technik hier mit Riesenschritten voran. Jobsuchende können sich darauf einstellen, dass in wenigen Jahren ein Suchdialog mit dem Sprachassistenten die Ergebnisqualität noch einmal signifikant steigern wird. In Kombination mit Matching-Technologien, wie wir sie beispielsweise bei JobStairs einsetzen, können Sprachassistenten den Bewerbenden dann tatsächlich proaktive Jobvorschläge unterbreiten bzw. Suchparameter im Dialog mit dem Nutzer / der Nutzerin erweitern oder verändern.

JobStairs: Was ist mit dialektgefärbter Sprache. Inwieweit führen phonetischen Besonderheiten den Sprachassistenten an seine Grenzen?

Ingolf Teetz: Die Bediensprache des Sprachassistenten ist immer die Hochsprache. Egal, ob im Deutschen, Englischen oder jeder anderen Sprache. Daran müssen die Nutzer:innen denken. Die Software ist in der Lage, so genannte Sprachfärbungen zu erkennen bzw. zu ignorieren, wie etwa ein rollendes „R“, wie bspw. im Fränkischen. Ein Beispiel: „Computer, zeige alle Jobs als Bierbrauer in der Region Passau an“. So klingt es im Hochdeutschen. In manchen Gegenden Bayerns sagt man aber ganz selbstverständlich „der Bräu“ statt „der Brauer“. Ein Sprachassistent müsste erst lernen, dass beide Worte denselben Beruf bezeichnen.

Spracherkennung ist auf dem Weg, sich im Massenmarkt zu etablieren. Wohin geht die Reise in einigen Jahren? Worauf dürfen sich Jobsuchende freuen?

Ingolf Teetz: Die Zukunft liegt schon heute ziemlich klar vor uns. Sprachassistenten werden schon in einigen Jahren zu autonomen Systemen, die zum Teil ohne direkten Input von User:innen aktiv werden. Der Sprachassistent entwickelt sich von der Suche zu einem digitalen Helfenden. Den nächsten großen technischen Sprung erwarten wir in wenigen Jahren und er wird sich vor allem auf dem Gebiet der semantischen Intelligenz vollziehen. Um die Dimension der Entwicklung einmal plastisch zu machen, schauen wir uns einmal folgendes fiktive Zukunftsszenario an: Eine Universitätsabsolventin arbeitet in ihrem ersten Job. Ihr digitaler Helfender kennt über die Auswertung der Kontobewegungen die Höhe des monatlichen Gehaltes. Nach 2 Jahren beginnt der Assistent selbstständig mit der Jobsuche, weil sich das Gehalt nicht erhöht hat. Da der Assistent sowohl die Vita als auch die Zeugnisse der Nutzerin in seiner Datenbank gespeichert hat, unterbreitet er bei einem Matching-Treffer ein aktuelles Jobangebot und fordert zur Bewerbung auf. Für die Jobbörsen und Unternehmen bedeutet diese Entwicklung, dass sie noch stärker als bisher auf einheitliche Standards in den Stellenanzeigen achten müssen. Die Nutzer:innen wiederum werden viele ihrer berufsrelevanten Daten von ihrer Festplatte in andere Plattformen verlagern müssen, wollen sie nicht vom Jobmarkt abgeschnitten werden. Neben unserer KI-Forschung arbeiten wir bei milch & zucker gemeinsam mit dem internationalen Velocity Network an onmifunktionalen Lebensläufen auf Basis von Blockchain Technologie.